Trafo Baden

Die Transformation der Bauten für die vergangene Industrieproduktion der Brown Boveri + Cie in ein Freizeit- und Entertainment-Center bezieht ihre atmosphärische Kraft aus der spannungsvollen Differenz zwischen ehemaliger und heutiger Nutzung. Die neue, im Grundriss T-förmige Figur ist das Produkt eines Samplings, eines Prozesses der Umstülpung, Aufteilung und des neu Zusammenfügens. Wie in der Musik, wo der Begriff das Zusammenstellen, das Mischen verschiedener Musikstücke am Mischpult zu einer neuen Version beschreibt, wird der Entwurf, was den Umgang mit bestehenden und neuen Strukturen und Werkstoffen angeht, als ein sich schrittweise annähernder Prozess verstanden, der in eine neue Gesamtkonzeption mündet. So mutiert die glasüberdachte Fabrikationshalle, wo einst mächtige Grossformatoren und Hochspannungsschaltanlagen produziert wurden, zum zentralen öffentlichen Raum. Die ursprüngliche Stahlkonstruktion ist grün gestrichen und kontrastiert mit dem neu eingebrachten brandgefleckten Klinkermauerwerk, das atmosphärisch beim traditionellen Industriebau anknüpft. Hier trifft sich die Bevölkerung zum Amüsieren und Einkaufen auf dem ehemals für Aussenstehende verbotenen Grund der Produktionsanlage.

Zur einen Seite mündet die Mall in einen Neubauteil, der mit seinen weit auskragenden, regelmässig übereinander gestapelten Betonlamellen die Stimmung der ehemaligen Industriekultur aufnimmt und verfremdet. Gegenüber, zur Stadt hin, ist in der Halle des von Roland Rohn 1942 erbauten, ehemaligen Hochspannungslabors der Stadtsaal – ein polyvalenter Raum für Musik, Versammlungen und Kongresse – untergebracht. Bezüglich der vielseitigen Nutzung stehen die Veranstaltungen in der Tradition des Labors, als Blitze übersprangen, Donnerschläge folgten und ein spannungsgeladenes Knistern in der Luft lag. Der Innenraum behält in Konstruktion und Proportion seine Charakteristika bei, er wird lediglich mit einem flächendeckenden System von akustisch wirksamen Hohlkörpern versehen. So sind sie auch heute in der neuen Trafo-Halle nach wie vor präsent: die sich konstant auf- und entladende Spannung und die sich an den silbern gestrichenen trapezoiden Paneelen in alle Richtungen brechenden Licht- und Schallwellen.

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Projektdokumentation Trafo Baden
Publikationen

PROJEKTDATEN

Standort:
Brown Boveri Platz 1, Baden

Bauherrschaft:
ABB Immobilien AG, Baden
Grand Casino Baden
Stadt Baden
Sterk Lichtspieltheater AG, Baden

Architekt: Burkard Meyer
Projektteam: Urs Burkard, Adrian Meyer,
Philipp Husistein, Antti Rüegg, Daniela Arrigoni, Christian Zehnder,
Daniel Hofmann, Andreas Signer, Markus Gersbach, Hannes Küng,
Corinna Wanner, Beat Schnurrenberger, Thomas Hofer,
Adrian Kramp, Susanne Heimgartner

Bauingenieur: Basler & Hofmann, Zürich
HLKK-Planer (Projekt): Waldhauser Haustechnik AG, Münchenstein
Sanitärplaner (Projekt): Bogenschütz AG, Basel
HLKS-Planer (Ausführung): Axima Nordwestschweiz, Rohr
Bauphysiker: Kopitsis Bauphysik, Wohlen / G. Bächli AG, Baden
Elektroplaner: Herzog Kull Group, Dättwil
Beleuchtungsplaner: Amstein & Walthert AG, Zürich
Fassadenplaner: Metall Bau-Technik, Guntershausen

Studienauftrag: Juni 1998
Baubeginn Hochbau: Juni 2001
Baufertigstellung: November 2002
Baufertigstellung Stadtsaal: Mai 2003