Backstein war in Winterthur seit der Industrialisierung lange das bevorzugte Baumaterial, wodurch ein homogen wirkendes Stadtgefüge entstand. Das Erkennen dieser kulturellen, technischen wie auch wahrnehmungsrelevanten Faktoren legte die Regeln für die Konzeption und Konstruktion des Turms und der dazugehörigen Flachbauten fest. Das Aufragen und Ausbreiten sind keine Gegensätze, sondern Prinzip der volumetrischen Gliederung. Entsprechend wird für das gesamte Ensemble Backstein in verschiedenen Anwendungsweisen und Farbtönen verwendet. Beim Hochhaus sind es vorfabrizierte hinterlüftete Klinkerplatten, deren lastende Schwere durch horizontale Betongesimse gefasst und gegliedert wird. Aus dem Wechselspiel von horizontalen Schichtungen und sich auftürmenden Gebäudekanten entsteht eine Wahrnehmungsverschiebung – vom Ausdruck der Schwere zu Leichtigkeit –, die das dynamisch aufstrebende Hochhaus mit der bodenhaftenden, trägen Masse der Stadt verbindet. Dagegen sind die Flachbauten durch konventionelle Vermauerungstechnik mit unterschiedlichen Farbigkeiten und Oberflächenstrukturen geprägt. Die Art der Fertigung und Anwendung des Backsteins lässt eine poetische und emotionale Interpretation der Architektur zu. Wenige Baumaterialien lösen wie das Mauerwerk eine derart gefühlsmässige Resonanz aus. Backstein führt zwangsläufig zu Fragen nach metaphorischen Qualitäten wie Handwerklichkeit, Dauerhaftigkeit oder Schwere. All diese Themen spielen hier eine Rolle. Es ist der Versuch mittels Beschränkung auf ein Material Authentizität zu erzeugen.
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